Globale Gesundheit
Internationale Koalition gegen Epidemien
Epidemien gefährden Menschenleben, aber auch Wirtschaftssysteme und die Sicherheit ganzer Regionen. Und es wird immer schwieriger, Ausbrüche zu begrenzen. Eine internationale Initiative aus Staaten, Stiftungen und Unternehmen will Gesundheitskrisen künftig stoppen, bevor sie entstehen.
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Gesundheitssysteme nicht leistungsfähig genug. Große Teile der Bevölkerung – insbesondere arme und in ländlichen Regionen lebende Menschen – werden dort nicht ausreichend medizinisch versorgt. Gesundheitsdienste sind oft nur in Städten angesiedelt. In ländlichen Gebieten fehlt häufig sogar die Basisversorgung.
Wir leben in einem globalen Dorf. Immer mehr Menschen - und damit immer mehr Erreger - sind mit dem Flugzeug unterwegs. Bei Ebola, Zika, Sars oder der Vogelgrippe wurde eine Pandemie nur knapp und durch glückliche Zufälle verhindert.
Bessere Krisenprävention im Gesundheitsbereich
Als Reaktion auf die Ebola-Krise hatte Bundeskanzlerin Merkel 2015 einen Sechs-Punkte-Plan zur besseren Krisenprävention im Gesundheitsbereich vorgelegt, was zur Gründung der internationalen Initiative "Coalition for Epidemic Preparedness Innovations" (CEPI) führte. Das Bündnis will Innovationen fördern, um künftig auf Epidemien besser vorbereitet zu sein.
CEPI ist eine internationale öffentlich-private Partnerschaft aus Staaten, Stiftungen und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie. Ihr Ziel: Epidemien zu stoppen, bevor großflächige Gesundheitskrisen entstehen und zu humanitären Katastrophen führen. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem die Gates-Stiftung, der Wellcome Trust, große Pharmaunternehmen und die Regierungen von Indien, Norwegen, Japan und Deutschland. Offiziell gestartet wurde die Initiative Anfang 2017 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Globale Gesundheit als G20-Thema
Bei der Münchner Sicherheitskonferenz kündigte die Bundeskanzlerin an, das Thema "Globale Gesundheit" auch im Rahmen der G20-Präsidentschaft aufzugreifen. Bei einem Pandemieausbruch soll in Zukunft weltweit - zusammen mit der WHO, der Weltbank und den Vereinten Nationen - schnell internationale Hilfe zur Verfügung gestellt werden.
"Wir Deutschen haben ein Interesse daran, dass Menschen anderswo gut leben können, auch um Fluchtursachen zu bekämpfen", so die Bundeskanzlerin in München. Dazu gehöre auch eine weltweit gute Gesundheitsversorgung.
Deutschland unterstützt Impfstoffentwicklung
Die Bundesregierung stellt dieses Jahr zehn Millionen Euro für die CEPI-Initiative bereit. Insgesamt sind schon mehr als 500 Millionen Euro beisammen.
Das Geld ist nötig, um die Pharmaindustrie dazu zu bringen, Impfstoffe zu entwickeln. Bislang fehlt oft der Anreiz, die hohen Entwicklungskosten zu übernehmen, wenn unklar ist, ob es jemals einen Markt für den Impfstoff geben wird. Die Forschung aber ist aufwendig und teuer. Die Bundesregierung ermutigt deutsche Institutionen und Unternehmen jetzt ausdrücklich, sich an den Ausschreibungen von CEPI zu beteiligen.
CEPI wird sich zunächst auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen Erreger konzentrieren, die gefährliche Epidemien auslösen können. Denn Impfungen sind das wirksamste Mittel zur Vorbeugung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten.
Wie aber werden die Impfstoffe ausgewählt, die CEPI entwickeln soll? Grundlage dafür ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammengestellte Liste von Erregern, die wahrscheinlich in Zukunft neu oder wieder auftreten. Das sind derzeit etwa die Atemwegskrankheit Mers, das Lassa- und das Nipah-Fieber.
Impfstoffe schneller entwickeln
"Wir hoffen, die Impfstoffentwicklung zukünftig deutlich beschleunigen zu können" sagt Marylyn Addo. Sie ist Professorin am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung in Hamburg. Dort leitet sie eine der Studien zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen Ebola. Es ist einer der Impfstoffe, den die Weltgesundheitsorganisation WHO in groß angelegten Studien auf seine Wirksamkeit hin untersuchen lässt.
"Erstens ist es wichtig, Impfstoff-Plattformen zu entwickeln. Mit einer Impfstoff-Plattform kann man sehr schnell die genetische Sequenz eines neuen Erregers in einen Trägervirus einbauen und so die Impfstoffentwicklung deutlich beschleunigen," erklärt Addo.
Zweitens sei künftig darüber nachzudenken, wie weit man Impfstoffe entwickeln müsse. "Das heißt, dass wir potenzielle Impfstoffe zukünftig schon ein Stück weiterentwickeln sollten", betont Addo. So könne man im Falle des Ausbruchs einer Infektionskrankheit viel schneller handeln.
"Konkret bedeutet das, dass wir für gewisse Erkrankungen – im kleinen Stil – zumindest die Verträglichkeit des Impfstoffes im Menschen schon testen sollten." Danach können die Präparate schneller auf den Markt kommen, Menschenleben retten und Ausbrüche eindämmen.
Marylyn Addo ist Medizinerin und Infektiologin. 15 Jahre lang erforschte sie an der Harvard Medical School im US-amerikanischen Boston unter anderem Aids-Viren und die Reaktionen unseres Immunsystems. Ende 2013 wurde sie als erste Professorin an das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf berufen.
Donnerstag, 2 März 2017